Bartgeier
bartgeier
 
Name:
Lat.
Engl.
Bartgeier, Lämmergeier, Bartadler, Goldadler, Greifadler, Goldgeier, Bartfalk, Berggeier, Beinbrecher
Gypaetus barbatus
Zuordnung: Vögel, Greifvögel, habichtartig
Arten: Zwei Unterarten, Gypaetus barbatus barbatus, Gypaetus barbatus meridionalis
Haustier: Nein
Grösse: 110 cm lang
Spannweite: 2.5 bis 2.9 m
Gewicht: 4.5-7 kg
Heimisch in: Afrika, Marokko, Algerien und Tunesien, Pyrenäen, Bergregionen Südeuropas, Asien, Mongolei Zentralchina
Lebenserwartung: Freilebend 30-40 Jahre
Anzahl Junge: Es werden 2 Eier gelegt, jedoch überlebt nur das stärkere Junge
Gewicht Junge:
Grösse Junge:
Geschlechtsreife nach: 5-7 Jahren
Fortpflanzungszeit: Horstbau beginnt im Herbst, Eiablage Dezember-Januar
Trag- oder Brutzeit: 52 bis 58Tage, die Jungen schlüpfen hauptsächlich im März.
Nestlingszeit: 110 bis 120 Tage
Futter: Ausschließlich von Aas, 80% aus Knochen, Ausnahme davon Landschildkröten im Mittelmeerraum
Verwandtschaft: Geier
Feinde: Mensch
Lebensraum: Alpen oberhalb der Baumgrenze
Vorkommen: 225 bis 250 Brutpaare in Europa, Gypaetus barbatus meridionalis 15000 Vögel
Gefährdete Art: Stark gefährdet in Europa, Afrika
Tag- oder nachtaktiv: Tagaktiv
 
bartgeier
 
Sozialverhalten: Trifft ein geschlechtsreifes Bartgeierweibchen auf ein solches Männchen, muss der Liebesfunke springen, andernfalls fliegen die Fetzen. Ein Bartgeierpaar lebt monogam, ein Leben lang zusammen. Die Balzflüge sind akrobatisch. Loopings und Rückenflüge gehören ebenso zum Programm wie sich gegenseitig an den Krallen haltend, bis knapp über den Boden herab zu trudeln. Bei erregten Bartgeiern färbt sich der Augenkranz "Skleralring" tief rot.
Das Bartgeierpaar baut sich in einer überdachten Steilwand der Alpen einen mächtigen Horst. Der Horst kann bis zu 3 m breit und 2 m hoch werden. Gebaut wird mit Ästen und Knochen, gepolstert mit Federn, Tierhaaren oder wenn möglich mit Papier und Lumpen. In Marokko soll auch schon ein Gebetsteppich im Horst der Bartgeier gefunden worden sein.
In der kalten Jahreszeit wird mit dem Eierlegen und dem Brüten begonnen. Die Jungen schlüpfen dann genau richtig zur Schneeschmelze, wenn am meisten Futter (Knochen von im Winter abgestürzten Tieren), gefunden werden kann. Meistens werden zwei Eier gelegt und bebrütet, aber nur das gesündere und stärkere wird überleben. Der stärkere Jungvogel tötet sein Geschwister, weil meistens nicht genug Nahrung für zwei gefunden werden kann.
Die Eltern ziehen ihre Brut behutsam und liebevoll gross. Am Anfang erhält der Jungvogel noch Muskelfleisch als Nahrung, sein Magen muss sich noch entwickeln. Jungvögel tragen ihr typisches, dunkelgraues Jugendgefieder. Erst zwischen 3 und 4 Jahren beginnt die Mauser und damit der Wechsel zum Erwachsenenkleid.
Jungvögel streunen gerne herum und verlassen ab und zu das elterliche Revier. Gelangen sie an einen Fressplatz eines anderen Bartgeierpaares, werden sie geduldet und dürfen sich am Mahl beteiligen. Erwachsenen Konkurrenten würde dies nie erlaubt.
Um genügend Bartgeier für eine Freisetzung zu haben, wurde das zweite Ei einer Brut zwei Männchen ins Nest gelegt. Die beiden Männchen haben sich ebenso liebevoll um das Junge gekümmert, als wäre es ein eigenes.
Bartgeier sind Standvögel, sie bleiben ein ganzes Leben im selben Horst. Ihr Revier kann sich über ein Gebiet von 100 bis 400 km2 erstrecken, je nach Nahrungsmittelangebot. Sie leben gerne in den Alpen, oder zumindest an Steilhängen um zu nisten aber auch um beim Fliegen die Thermik zu nutzen. Bartgeier sind ausgezeichnete Segler, ihnen reichen bereits kleinste Aufwinde um ohne Anstrengung in der Luft zu patrouillieren.
Der Bartgeier ist wohl der einzige Geier, der sich schminkt. Er sucht zu diesem Zweck eine eisenoxydhaltige Lehmschicht und streicht sich damit ein. Sein Gefieder erhält dadurch seine rötliche (rostige) Färbung.
 
bartgeier
 
 
 
 
Beschreibung: Der griechische Dichter Aischylos, wurde 456 v. Chr. in Gela, von einer herabfallenden Schildkröte erschlagen. So berichtet es der Geschichtsschreiber Plinius der Ältere. Da Bartgeier im Mittelmeerraum dafür bekannt sind, dass sie Schildkröten aufheben und sie auf die Steine fallen lassen um sie zu knacken, liegt die Vermutung nahe, dass der Dichter durch einen Bartgeier erschlagen wurde.
Bartgeier fressen ausschliesslich Knochen, ausser im Mittelmeerraum. Es wird angenommen, dass die Vögel anfänglich die Schildkröten für Knochen hielten, die es vor dem Verzehr zu verkleinern galt.
All die Legenden, die von Lämmerentführungen oder sogar von Kindsdiebstahl berichten sind erfunden und haben dem Bartgeier einen überaus schlechten Ruf beschert. Dieser Ruf und wohl auch seine Grösse bewirkten die völlige Ausrottung im europäischen Albenraum. 1913 wurde das letzte alpine Exemplar im italienischen Aostatal abgeschossen. Im Rahmen eines Artenschutz-Projekts des WWF Österreichs welches 1978 lanciert wurde, konnten 1986 erstmals wieder Bartgeier in den Alpen ausgewildert werden. 1997 schlüpfte das erste junge in freier Wildbahn. Heute sind im Alpenbogen Österreich, Italien, Schweiz, Frankreich 225 bis 250 Brutpaare bekannt. Um der erneuten Ausrottung vorzubeugen, wurden die Legenden korrigiert, die Bauern und Jäger wurden aufgefordert die Bartgeier näher zu beobachten. Um zu beweisen, dass der Bartgeier keine lebenden Tiere schlägt, sind in einigen Zoo- und Tierparkgehegen neben den Vögeln auch Kaninchen, Hühner oder Schafe anzutreffen. Sie leben in friedlicher Eintracht.

Der Bartgeier lebt in Symbiose mit den Raubvögeln und Raubtieren wie Adler, Luchs, Wolf, Bär oder Fuchs. Da der Bartgeier selbst nicht Jagd und nur Knochen frisst, ist er auf die Jagd der Raubtiere angewiesen. Entdeckt er aus grosser Höhe ein Aas, wartet er geduldig ab, bis sich die anderen Tiere satt gefressen haben und landet erst danach in der Nähe des Kadavers. Zu Fuss nähert er sich, sucht sich die besten Knochen heraus und fliegt zu seiner Knochenschmiede. Diese Knochenschmiede ist ein Felsplateau, von ca. 20 bis 30 m Durchmesser. Der Bartgeier fliegt in 60 bis 80m Höhe darüber und lässt den Knochen solange auf die Steinplatte fallen, bis er in "mundgerechte" Stücke zerbricht. Manchmal muss er dies über 30-mal tun. Maximal 18 cm lange und 3 cm dicke Knochen kann er herunter würgen. Die Knochen sind alles andere als mager. Knochen enthalten im Durchschnitt 12 Prozent Eiweiss, 16 Prozent Fett, 23 Prozent Mineralstoffe und 49 Prozent Wasser, sind also sehr nahrhaft. Ein ausgewachsener Bartgeier benötigt rund 300 bis 400 g Knochen pro Tag. Trotz des hohen Wassergehaltes der Knochen, ist der Bartgeier auf Frischwasser in seinem Revier angewiesen.

 
bartgeier